April 2015: Aufruf zum Erhalt des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums, Berlin Wedding
Das ehemalige Diesterweg-Gymnasium im Bezirk Wedding stellt ein für Berlin einzigartiges Beispiel der Schularchitektur der 1970er Jahre dar. Aufgrund seiner herausragenden Stellung in der jüngsten Architekturgeschichte, seiner architektonischen und baulichen Qualität sowie seiner quartiersprägenden Funktion innerhalb des Brunnenviertels halten wir das Schulgebäude für unbedingt erhaltenswert.
Wir möchten in diesem Sinn die Vertreterinnen und Vertreter von Bezirk und Senat sowie die Abgeordneten auffordern, sich für den Erhalt und für eine zeitgemäße Umnutzung dieses für Berlin einzigartigen Gebäudes einzusetzen.
Das ehemalige Diesterweg-Gymnasium im Bezirk Wedding stellt ein für Berlin einzigartiges Beispiel der Schularchitektur der 1970er Jahre dar. Das als Oberstufenzentrum konzipierte Gebäude steht paradigmatisch für die damaligen bildungsreformerischen Ziele, Schule zu einem demokratischen Ort für eine demokratischere Gesellschaft zu machen. Die aus einem Wettbewerb im Jahr 1971 hervorgegangene Planung des Architekturbüros Pysall-Jensen-Stahrenberg folgt der Idee eines offenen Schulkonzepts mit flexibel angelegten Klassenräumen und großzügiger Erschließung. Durch die Integration außerschulischer Nutzungen wie einer Stadtteilbibliothek, der lokalen Volkshochschule und der Konzeption von Aula und Bühne als auch für Stadtteilversammlungen nutzbares Forum wurde die Schule darüberhinaus zu einem Bildungszentrum für das Quartier. Diese bewusste Verflechtung zwischen Schule und lokaler Öffentlichkeit spiegelt sich in dem sehr großzügigen, offenen Raumkonzept und insbesondere in der sich durch das Gebäude hindurchziehenden Schulstraße.
Die prägnante Architektursprache des Schulkomplexes ist stark von Konzepten des Strukturalismus und des modularen Bauens der 1960er und 1970er Jahre geprägt. Besonders die orangefarbenen Fassaden-Paneele mit den abgerundeten Kanten und Öffnungen erinnern in ihrem techno-futuristischen Erscheinungsbild an die Architekturutopien dieser Zeit.
Die Schule wurde im Sommer 2011 geschlossen. Die an der verkehrsberuhigten Swinemünder Straße gelegene Jugendbibliothek wurde daraufhin in die benachbarten ehemaligen mobilen Klassenräume umgelagert, ist mittlerweile allerdings auch dort ausgezogen und soll in den Bibliotheksneubau am Leopoldplatz verlagert werden. Die Sporthalle war bis Ende 2014 noch für Schulsport und Vereinsnutzungen in Betrieb, ist jedoch seitdem wegen Verdacht auf Schimmelbefall geschlossen. Ein Abriss des gesamten Gebäudes scheint immer wahrscheinlicher.
Aufgrund seiner herausragenden Stellung in der jüngsten Architekturgeschichte, seiner architektonischen und baulichen Qualität sowie seiner quartiersprägenden Funktion innerhalb des Brunnenviertels halten wir das Schulgebäude für unbedingt erhaltenswert.
Wir möchten in diesem Sinn die Vertreterinnen und Vertreter von Bezirk und Senat sowie die Abgeordneten auffordern, sich für den Erhalt und für eine zeitgemäße Umnutzung dieses für Berlin einzigartigen Gebäudes einzusetzen. Eine Umnutzung, die die herausragende und für das Brunnenviertel identitätsstiftende Architektur des Schulgebäudes respektiert, könnte zu einem Modell für den Umgang mit den Bauten der Spätmoderne werden.
April 2015
Aktuelle Zahl der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner: (wird geladen)
Erstunterzeichnerinnen und -unterzeichner
Ayhan Ayrilmaz, Leitender Architekt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam
Leonie Baumann, Rektorin Weißensee Kunsthochschule Berlin
Prof. Dr. Harald Bodenschatz, Center for Metropolitan Studies, TU Berlin
Matthias Böttger, raumtaktik, Berlin
Bund Deutscher Architekten, Landesverband Berlin e.V.
Dr. Andreas Butter, Leibnizinstitut für Regionalentwicklung und Strukturplanung Erkner (IRS), Erkner bei Berlin
Prof. i. R. Dr. Adrian von Buttlar, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Fachgebiet Kunstgeschichte, TU Berlin
Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer Berlin
Prof. Karen Eisenloffel, Lehrstuhl Tragwerkslehre und Tragkonstruktionen, BTU Cottbus
Oliver Elser, Kurator am Deutschen Architekturmuseum, Frankfurt am Main
Beate Engelhorn, Kuratorin am Architekturforum Aedes, Berlin
Dr. Thomas Flierl, Bauhistoriker und Vorstandsvorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung, Berlin
Anselm Franke, Leitung Bildende Kunst und Film, Haus der Kulturen der Welt, Berlin
Kaye Geipel, stellvertretender Chefredakteur Bauwelt, Berlin
Prof. Dr. Simone Hain, Institut für Stadt- und Baugeschichte, Technische Universität Graz
Florian Heilmeyer, Architekturjournalist, Berlin
Prof. Dr. Falk Jaeger, Architekturkritiker, Berlin
Wolfgang Kil, Publizist und Architekturkritiker, Berlin
Prof. Elke Krasny, Akademie der Bildenden Künste, Wien
Florian Mausbach, Stadtplaner und Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung a.D., Berlin
Prof. Dr. Philipp Misselwitz, Chair of International Urbanism and Design, Habitat Unit, TU Berlin
Anh-Linh Ngo, Redakteur ARCH+, Berlin
Dr. Johannes Novy, Gastprofessor Lehrstuhl Planungstheorie, BTU Cottbus
Prof. Philipp Oswalt, Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen, Universität Kassel
Angelika Petruschat, form+zweck, Berlin
Sebastian Redecke, Redaktion Bauwelt, Berlin
Prof. Dr. Barbara Schönig, Fakultät Architektur und Urbanistik, Bauhaus Universität Weimar
Prof. Dr. h.c. Schuster, Erster Vorsitzender des AIV zu Berlin
Dr. Melanie Semmer, Zweite Vorsitzende des AIV zu Berlin
Prof. Dr. Laurent Stalder, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, ETH Zürich
Dr. Lukasz Stanek, School of Environment, Education and Development, The University of Manchester
Prof. Dr. Karin Wilhelm, Institut Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt, TU Braunschweig
Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Fachgebiet Kunstgeschichte, TU Berlin
Dr. Michael Zinganel, Architekturtheoretiker, Akademie der Bildenden Künste Wien
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