Mietshäuser Syndikat
ps wedding wird Teil des Mietshäuser Syndikats. Dieses ist ein deutschlandweites Netzwerk selbstorganisierter Hausprojekte und gleichzeitig eine kollektive Eigentumsform. Die zentrale Idee des Syndikats ist es, einen Rahmen zu bieten, um sicherzustellen, dass die jeweiligen Hausprojekte dauerhaft dem profitorientierten Markt entzogen werden.
Das Mietshäuser Syndikat ist aus dem Kontext der Instandsetzungsbewegung der 1980er Jahre hervorgegangen. Es ist sowohl ein Netzwerk selbstorganisierter Hausprojekte als auch eine kollektive Eigentumsform. Das Syndikat wurde 1992 in Freiburg gegründet und ist mittlerweile bundesweit aktiv. Als Organisation wie als rechtlicher Rahmen ist es eine Reaktion auf die oftmals desillusionierende Erfahrung, dass anfänglich idealistische, nicht profitorientierte Projekte, ehemals besetzte Häuser oder Genossenschaften im Laufe der Jahre – wenn ihre Bewohner*innen der Versuchung erlagen, mit dem ehemals kollektiven Eigentum Profit zu machen – für Gewinn veräußert wurden oder nur noch einigen wenigen gehörten.
Wohnraum dem Markt entziehen
Um einen Ausverkauf kollektiven Eigentums unmöglich zu machen und sicherzustellen, dass die jeweiligen Hausprojekte dauerhaft dem profitorientierten Markt entzogen werden, adaptierte das Syndikat eine sehr spezifische rechtlich-organisatorische Struktur: Die Bewohner*innen des Hauses sind nicht die alleinigen Eigentümer*innen des Projekts. Dieses gehört vielmehr einer eigens zu diesem Zweck gegründeten Hausbesitz-GmbH, die sich aus zwei Gesellschaftern zusammensetzt: dem Verein der im Haus Organisierten und der Mietshäuser Syndikat GmbH, der übergeordneten Dachorganisation. Letztere wiederum hat nur einen Gesellschafter, den Verein Mietshäuser Syndikat, in dem alle Hausprojekte Mitglied sind.
Was auf den ersten Blick etwas kompliziert erscheinen mag, ist im Grunde ein zirkuläres Modell, in dem die einzelnen GmbHs jedes Hausprojekts die Grundmodule der Gesamtstruktur bilden. Das Mietshäuser Syndikat als Gesamtorganisation ist ihre Verbindung. Mithilfe der Hausbesitz-GmbH wird letztlich sichergestellt, dass das Haus weder den Mieter*innen noch dem übergeordneten Syndikat gehört. Die Mieter*innen (als Gesellschafter 1) haben normale Mietverträge mit der Hausbesitz-GmbH und entscheiden über alle das Projekt betreffenden Dinge von der Gestaltung bis zur Finanzierung. Die Mietshäuser Syndikat GmbH (als Gesellschafter 2) besitzt vor allem eine Kontrollfunktion. Sie hat ein Vetorecht im Falle eines angestrebten Verkaufs und bei Satzungsänderungen und garantiert so die langfristige Unverkäuflichkeit der Hausprojekte, unabhängig von eventuellen Verwertungsgedanken zukünftiger Mieter*innen.
Auf diese Weise wird eine eigentlich grundkapitalistische und gar nicht alternative Rechtsform – die Gesellschaft mit beschränkter Haftung – zu einem Mittel der Auflösung individuellen Eigentums. Durch seine Organisationsstruktur stellt das Syndikat sicher, dass die einzelnen Projekte nicht kapitalisiert werden können, sondern auch langfristig kollektives Eigentum bleiben.
Gegenwärtig gibt es über 100 Hausprojekte im Verbund des Syndikats mit einer Gesamtinvestitionssumme von ca. 130 Millionen Euro.